Wundbehandlung

 

Exkurs Wundbehandlung im Allgemeinen:
Die Wundheilung verläuft in Phasen, die sich zeitlich aneinander anschließen, teilweise aber auch überschneiden. Der Reinigungsphase mit Exsudation, Hämostase und Inflammation folgen die Granulationsphase zum Aufbau von Gewebe, Blutgefäßen etc. und die Epithelisierungsphase zur Ausreifung, Narbenbildung und Epithelisierung der Wunde. Dieser Prozess ist bei akuten Wunden nach etwa 14 bis 21 Tagen, je nach Größe und Art der Verletzung, abgeschlossen.

Bei chronischen Wunden ist dieser zeitliche Ablauf gestört und teilweise deutlich verlängert, weil die Kausalursachen entweder nicht bekannt sind oder nicht adäquat behandelt werden (können). Die mangelnde Kausaltherapie führt dann zu einer gestörten Wundheilung. Chronische Wundverläufe können sich so über Monate bis Jahre hinziehen, ohne dass die Wunde tatsächlich abheilt.

Die Blutstillung erfolgt nach einem bestimmten Muster. Der Blutfluss wird reduziert indem sich die Gefäße verengen. Blutplättchen (Thrombozyten) haften sich an Kollagenfasern an. Weitere Thrombozyten kommen und bilden einen Propf.

Exsudations-/Reinigungsphase
In der Reinigungsphase, auch Exsudations- oder Entzündungsphase genannt, sind Zellen und Botenstoffe des Immunsystems wesentlich an der Abtötung eingedrungener Keime und Viren sowie der Stimulation des Heilungsprozesses beteiligt. Eine wichtige Rolle dabei spielen die Makrophagen, welche vermehrt produziert werden. Sie reinigen die Wunde und produzieren Wachstumsfaktoren, welche essentiell für die nachfolgende Wundheilung sind.

Vor allem die neutrophilen Granulozyten können abgestorbenes Gewebe auflösen und Bakterien phagozytieren. Der größte Teil der Leukozyten zerfällt, wobei hydrolytische Enzyme freigesetzt werden, die ihrerseits Zelltrümmer auflösen. Die eingewanderten Monozyten phagozytieren die Zelltrümmer. Makrophagen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie bewirken die Reinigung der Wunde durch Phagozytose, darüber hinaus produzieren sie Wachstumsfaktoren, die die nachfolgenden Phasen der Wundheilung stimulieren. So stimulieren sie auch die Fibroblasten zur Vermehrung und leiten die Gefäßneubildung ein. Diese Aktivität ist jedoch nur bei feuchten Wundverhältnissen möglich. Bei chronischen Wunden ist diese Phase oft stark verlängert, weil bakterielle Entzündungsreaktionen die Wundheilung verlangsamen.

Granulationsphase
Die Granulationsphase erreicht innerhalb von 72 Stunden ihr Maximum und beginnt meist nach ungefähr 24 Stunden. Fibroblasten produzieren extrazelluläre Matrixkomponenten, wie Kollagen und Hyaluron. Hyaluronsäure kann das bis zum 3000-fachen ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit speichern. Die sich v.a. durch die Hyaluronsäure bildende Matrix ist sehr stabil und kann dennoch sehr gut erweitert werden. Dadurch können Fibroblasten und Keratinozyten migrieren. Hierbei wird neues Gewebe gebildet, wodurch die Wunde aufgefüllt wird.

Epithelisierungsphase
Die Epithelisierungsphase wird eingeleitet durch die Migration der Keratinozyten. Kollagenfasern bilden sich verstärkt, verbinden sich und bilden Narbengewebe. Durch Hinzuführen von Hyaluronsäure wird die Bildung von Kollagenfasern etwas verringert, wodurch die Narbenbildung reduziert wird. Die Epidermiszellen beginnen sich, meist ungleichmäßig vom Rand her, über die Wundfläche auszubreiten. Es können sich aber auch Epithelinselzellen mitten auf einzelne Areale der Wunde setzen. Auch dadurch ist eine Migration möglich, die letztlich dem Wundverschluss dient.


Ansatzpunkte durch kaltes Plasma, ECA, Hyaluron und Mikrosilber:

Reinigungsphase (Entzündung & Exsudation)

  • Ausspülen von Verunreinigungen mit Natriumhypochlorit-Lösung
  • Keimreduktion
    1. Direkte Keimreduktion durch
      • Natriumhypochlorit-Lösung
      • Kaltes Plasma
    2. Indirekte Keimreduktion (verstärkte Blutzirkulation) durch kaltes Plasma
  • Optimale Wundumgebung durch Hyaluronsäure/Mikrosilber Kombination
    1. Schaffung eines feuchten Wundmilieus
    2. Hyaluronsäure: Unterstützung der Magrophagen bei der Wundheilung.
    3. Mikrosilber: Vermeidung der Rekontamination auf der Wunde. Mikrosilber gibt langanhaltend antimikrobiell wirkende Silberionen ab (Depoteffekt)

Granulationsphase

  • Zellteilung stimulieren durch kaltes Plasma
  • Optimale Wundumgebung durch Hyaluronsäure/Mikrosilber Gel
    1. Schaffung eines feuchten Wundmilieus
    2. Hyaluronsäure:
      • Sie bildet die Matrix, in welche Zellen einwachsen können
      • Förderung der Neoangionese
    3. Schnellere Bildung der Blutgefäße = bessere Durchblutung
    4. Mikrosilber: Vermeidung einer Rekontamination auf der Wunde. Mikrosilber gibt antimikrobiell wirkende Silberionen ab (Depoteffekt)
  • Weiterhin Keimreduktion zur Vermeidung von Infektionen, welche die Wundheilung nicht negativ beeinflusst.
    1. Natriumhypochlorit
    2. Kaltes Plasma
  • Optimale Nährstoffversorgung durch die Anregung der Blutzirkulation und die reaktiven Sauerstoffspezies des kalten Plasmas
  • Optimale Versorgung der Wundränder: Intensivpflege zur Stärkung der Hautbarriere, Lipidversorgung, Feuchtigkeitsversorgung, Hautberuhigung.

 

Literaturnachweise:

Pollard JW. Trophic macrophages in development and disease. Nat Rev Immunol 2009; 9: 259–70.


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Hoppe HD, Lobmann R. Medizin & Praxis 2008. Spezial Mai, Chronische Wunden: 77–82.


Willenborg, Emig. Makrophagen – Effektorzellen in der Wundheilung. Journal of German Society of Cermatology 2013. 


Daeschlein, G., et al. Stellenwert moderner physikalischer Behandlungsverfahren bei infizierten und kolonisierten Wunden in der Dermatologie. Plasma Kurrier 1/2014

Kraemer et al. Guidline for antiseptic wound treatment.Skin Pharmacol Physiol 2018;31:28–58.


Daeschlein et al. In vitro Susceptibility of Important Skin and Wound Pathogens Against Low Temperature Atmospheric Pressure Plasma Jet (APPJ) and Dielectric Barrier Discharge Plasma (DBD). Plasma Kurrier 1/2014.


Weltman, Woedtke. Plasma medicine - Current state of research and medical application. Plasma Physics and Controlled Fusion 2017; 59(1):014031.